20.10.2021

Interview mit Gunther Schmidt


Das Abstatter Tischtennis Presseteam hat beschlossen, die gestartete Interview-Reihe nun mit einigen besonders verdienten Abstatter Spielern fortzuführen. Einer davon ist Gunther Schmidt, 62, den wir zu seiner interessanten TT-Karriere befragt haben.


Wann hast du denn mit Tischtennis angefangen?

Ich habe im Alter von 8 Jahren in Ilsfeld mit Tischtennis angefangen. Meine Eltern

waren die Pächter der Gemeindehalle in Ilsfeld. Ich konnte dort mit meinen Freunden wunderbar alle Sportarten bis hin zum Trampolin springen ausprobieren. Fast drei Jahre lang spielte ich sowohl Tischtennis als auch Fußball in der Mannschaft, aber dann verletzte ich mich zwei Mal nacheinander beim Fußball sehr schwer am Knie, so dass ich diese Laufbahn dann aufgeben musste.


Welches waren deine schönsten und wichtigsten Erlebnisse und Erfolge in der Jugend?

Ich hatte eine tolle Jugend. Jede freie Minute spielte ich nun Tischtennis und damit stellten sich auch bald viele zahlreiche Erfolge im Einzel und in der Mannschaft ein. In der höchsten Klasse der Jugend verfehlten wir, der SC Ilsfeld, durch ein 5:5 Unentschieden (bei zwei fehlenden Sätzen) gegen Weinsberg die Meisterschaft nur denkbar knapp. Nach dem Weinsberg sich mit einem Spitzenspieler aus Bad Friedrichshall verstärken konnte, wechselte auch ich nach Weinsberg, wo ich 4 weitere Jahre sowohl bei der Jugend als auch bei den Herren spielte.

Im Jugendbereich wurden wir mit Reiner Brenner, Jochen Epperlein, Matthias Brenner und Peter Welz mehrfacher württembergischer und süddeutscher Mannschaftsmeister. Auch im Einzel konnte ich einige Titel im Einzel, Doppel und Mixed bei württembergischen Meisterschaften holen. Zwei Mal - im letzten Schüler-Jahr als auch im letzten Jugend-Jahr gelang mir auch der Sprung unter die Top 12 in Deutschland - ja, ja lang lang ist es her.

Zu verdanken hatte ich das zunächst den Trainern in Ilsfeld und später dann unserem Weinsberger Trainer, Walter Tränkle, der uns jedes Wochenende betreute und in unvorstellbarer Weise forderte und förderte. Wir nahmen unter anderem an mehrtägigen internationalen Turnieren in Deutschland, Luxemburg, Schweiz und in Österreich teil und übernachteten dann meist auf dem Campingplatz – einfach eine unvergessliche Zeit.


Welches waren deine wichtigsten Erlebnisse und Erfolge bei den Herren?

Leider hatte aber auch die Zeit in Weinsberg ein Ende. Nach 4 Aufstiegen in Folge wurde 1974 der Aufstieg aus der Verbandsliga Herren in die 2. Liga Süd durch eine knappe 9:7 Heimniederlage gegen Neckarsulm I am letzten Spieltag verfehlt und die bis dahin gemeinsam so erfolgreiche Mannschaft schien sich in alle Winde aufzulösen. In diesem Moment landete Lothar Löchner, die Nummer 1 vom TSV HN-Sontheim, einen Coup und übernahm gleich vier Spieler der bisherigen Weinsberger Mannschaft, integrierte diese in die 1. Herren Mannschaft des TSV-HN Sontheim in der 2. Liga Süd und schaffte damit dort den Generationenwechsel. Nun folgte wiederum eine tolle Zeit, die nach 7 Jahren Zugehörigkeit in der 2.Liga Süd -mit nahezu ein und derselben Mannschaft - mit dem Aufstieg in die 2. Bundesliga mit mir an Position 3 im Jahr 1981 ihre Krönung hatte- sicherlich einer der schönsten Momente meiner TT-Laufbahn . Der Verein stellte anschließend mit den Neuverpflichtungen Charles Butler (für Tim Scheufler), Nummer 5 der USA, und Rüdiger Schweizer, TSV Gaildorf (für Matthias Brenner) die Weichen für eine stabile und erfolgreiche TT-Zukunft. Ich spielte noch zwei weitere Jahre an Position 4 und 5 in der zweiten Bundesliga, aber dann war berufsbedingt Schluss mit Leistungstischtennis.




Die 2.Bundesliga Mannschaft 1981/1982 v.l.n.r. Gunther Schmidt, Charles Butler, Peter Welz, Jochen Epperlein, Rüdiger Schweizer und Lothar Löchner.


Was waren in dieser Zeit deine wichtigsten Erfahrungen?

Die wichtigste Erfahrung für mich war sicherlich, dass man mit Trainingsfleiß und Kameradschaft- wir verbrachten auch viele schöne Urlaube gemeinsam- sehr viel erreichen kann. Ich hatte das Glück- durch meine Erfolge in der Jugend- meinen Bundeswehrdienst bei der Sportfördergruppe in Philippsburg absolvieren zu können und damit dort die Möglichkeit täglich professionell zu trainieren.

Auch während des Studiums der Verkehrsbetriebswirtschaft an der Fachhochschule in Heilbronn-Sontheim - quasi direkt neben der Tischtennis Halle im Hofwiesenzentrum- hatte ich nahezu ideale Bedingungen, um meinen Sport auf diesem Level weiter zu betreiben. Tischtennis war dabei stets ein Hobby und Geld verdiente ich, in dem ich einmal pro Woche auf der Autobahntankstelle Wunnenstein als Tankwart arbeitete.

Zum anderen fand ich heraus, dass mir die Arbeit als Trainer unheimlich Spaß macht.

Ich absolvierte daraufhin die Übungsleiter D-, C - (1979) und B-Lizenz (1983) und wurde dann Stützpunkttrainer für den Tischtennisverband Württemberg Hohenzollern sowie auch Vereinstrainer in unterschiedlichen Vereinen (z. B. in Hohenstein, Ottmarsheim und Schwieberdingen).


Wie hast du deinen Beruf und deinen Tischtennis-Sport in Einklang gebracht?

Das geht und ging nur ganz bedingt, es ist immer ein Kompromiss, wobei der Beruf immer Priorität hatte. Nach dem Start ins Berufsleben bei Daimler 1983 spielte ich zwar noch in der zweiten Mannschaft in HN-Sontheim, aber aufgrund der Entfernung- wir wohnten damals in Winnenden-Nellmersbach- und vielen internationalen Geschäftsreisen nur mit sehr reduziertem Trainingsaufwand. Die Trainertätigkeit musste ich komplett ruhen lassen.


Wann bist du nach Abstatt gekommen?

Ich bin nun seit 1994 in Abstatt und damit schon seit 26 Jahren in der TT-Abteilung und bin dort sehr glücklich.


Wie kam es zu diesem Wechsel nach Abstatt?

Eigentlich war es eher Zufall und auch etwas Glück. Nach der Geburt unserer Tochter suchten wir damals in Ilsfeld und Umgebung einen Bauplatz und wurden in Abstatt fündig. Ich wollte auch, wenn irgend möglich im gleichen Ort Tischtennis spielen an dem ich wohnen werde, denn damit ist die Integration leichter und auch die persönliche Bindung größer. Der Wechsel in den Tischtennisverein fünf Monate später wurde mir dabei sehr leicht gemacht, denn das Abstatter Team hatte sportlich gerade den Aufstieg in die Bezirksliga geschafft und ich war dort persönlich sofort willkommen.


Was waren deine größten spielerischen Erfolge in Abstatt?

Nach einem Jahr glückte mit der neuformierten 1. Herren Mannschaft der Aufstieg in die Landesliga. Dann folgte ein tolle unvergessliche Zeit von nahezu 20 Jahren bis 2014 in dieser Landesliga, wobei wir einmal 2002 abgestiegen sind und anschließend den sofortigen Wiederaufstieg schafften.




Der direkte Wiederaufstieg in die Landesliga nach einer tollen Saison 2002/2003 mit v.l.n.r oben Gunther Schmidt, Andreas Gall, Werner Kropsbauer, Markus Mack und Jörg Schukraft; v.l.n.r unten Torsten Hart und Thomas Hesser und liegend Alexander Remmele


An welche Highlights aus deiner bisherigen Abstatter Zeit erinnerst du dich gerne?

Da habe ich natürlich sehr, sehr viele schöne Erinnerungen. Unvergesslich neben den spannenden und hochklassigen Wettkämpfen die nicht zu Ende gehenden Binokelrunden nach dem Tischtennistraining im Vereinszentrum oder unsere 3-5 tägigen Jahresausflüge ( z. B. nach Wackersdorf, Hallein/Salzburg, Budapest, etc.) oder auch unsere „Tischtennis meets Tennis“ Events. Ja da gibt’s sehr viele schöne Erinnerungen, aber auch im Jugendbereich sind und waren neben den vielen großartigen sportlichen Erfolgen die Jahresausflüge immer ein Highlight sowie die Abende beim SaVoCa mit „Schlag den Trainer“ (analog Schlag den Raab) oder „das große Duell“ - einfach nur grandios!.


Hast du eigentlich noch andere Funktionen bzw. Ehrenämter in der TT-Abteilung?

Ja, ich bin seit Mitte der 90-er Jahre der Schriftführer, organisiere auch seither alle zwei Jahre das „Turnier der Freunde Abstatts“, das seit 2005 in das Alexander Remmele Gedächtnisturnier umgetauft wurde. Nicht zuletzt bin ich heute noch Spieler und Mannschaftsführer der 1. Herren Mannschaft in der Bezirksklasse, obwohl mich eine Halswirbelverletzung immer wieder in meiner Leistungsfähigkeit einschränkt, aber ich kann und möchte einfach noch nicht mit Tischtennis aufhören.


Gleichzeitig bist du ja noch in der Jugendarbeit tätig, was kannst du uns dazu erzählen?

Ich bin Teil eines tollen Abstatter Trainerteams und unterstütze Donnerstags und Freitags das Jugendtraining. Gerade jetzt startet wieder eine neue TT-Jugendgeneration im Alter von 7-11 Jahren und das macht riesig Spaß. Egal ob Mini-Meisterschaften, Jugend trainiert für Olympia, Kooperation Grundschule und Verein, Ranglistenturniere oder Saisonvorbereitung, ich bin überall als Trainer oder Betreuer dabei und kann hier meine langjährigen Erfahrungen sinnvoll einbringen.




Das dreitägige Saisonvorbereitungscamp (SaVoCa) am Ende der Sommerferien ist sowohl für die Trainer als auch für unsere Jugendlichen immer ein ganz besonderes Erlebnis.


Was machst du eigentlich in dieser von Corona geprägten Zeit, wenn du nicht Tischtennis spielen kannst?

Nicht Tischtennis spielen zu können, ist im Moment schon bitter, aber mir geht es gut und ich bin gesund. Ich nutze die Zeit für ausgiebige Fahrradtouren, Gartenarbeit, Spaziergänge und lerne nebenbei noch Spanisch im Internet. Ich hoffe auch auf weitere Lockerungen der Corona-Einschränkungen, so dass ich vielleicht bald wieder Tennis spielen kann und wenn nicht dann arbeite ich vielleicht an den TT-Hausaufgaben Teil 2 für unsere Jugend, damit auch die eine Beschäftigung haben. Trotzdem vermisse ich natürlich den Tischtennissport sehr, denn das ist und war immer ein wichtiger Bestandteil meines Lebens.



Vielen Dank, Gunther, für das Interview und weiterhin viel Spaß und Erfolg beim Tischtennis!


 
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